Im Blended Learning oder in reinen Online-Kursen ist die Rolle der Lehrperson besonders wichtig, weil sich online eine ganz andere Form der persönlichen Präsenz manifestiert, sowohl für Lehrpersonen, wie auch für Studierende. Es gilt deshalb, hier ein besonderes Augenmerk auf Rollen und Beziehungen im Online-Setting zu werfen.
Die unten aufgeführten Rollen manifestieren sich in den Online-Kursen z. B. auf Moodle oder anderen LMS auf diverse Weise und können ganz unterschiedlich wahrgenommen und umgesetzt werden. Wichtig ist es, für eine optimale Lernbegleitung der Studierenden, die Rollen bei der Kursgestaltung aktiv einzuplanen, die Aktivitäten auf Moodle benutzerfreundlich umzusetzen und die in diesem Zusammenhang anfallenden Aufgaben aktiv wahrzunehmen.
Organisational-administrative Rolle (Organisator:in)
In der organisationa.administrativen Rolle stellst du den Kurs so bereit, dass die Teilnehmenden ihre Logindaten erhalten und mit dem Kurs beginnen können. Du stellst sicher, dass alle Termine richtig gesetzt und kommuniziert sind, und dass alle Teilnehmenden das Kursprogramm kennen. zu den Aufgaben gehören z. B. folgende Punkte
- Kursadministration und Nutzer:innenmanagement
- FAQ und Agenda erstellen
- Lernaktivitäten und Lernmedien aufschalten
- Kurseinstellungen vornehmen
- Mitteilungen verfassen zu Daten, Terminen, Lehr- / Lernveranstaltungen
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Inhaltlich-fachliche Rolle (Expert:in)
In der inhaltlichen Rolle agieren Lehrpersonen als Fachexpert:innen. Sie erstellen Lehr-/Lernmaterial und stellen es zur Verfügung. Webbasierte Learning Management Plattformen wie Moodle erlauben es, Lerninhalte multimodal zur Verfügung zu stellen, also Inhalte, die in verschiedenen Medienformaten wie Text-, Bild-, Video- oder als Audio-Datei erstellt und publiziert wurden.
Hier bietet sich eine Rollenteilung an: Die Fachperson muss nicht zwingend auch die Person sein, die die Lehr-Lernmaterialien produziert. Oft sind die Educational Designers, auch Instructional Designer genannt.
In der inhaltlich-fachlichen Rolle hast du z. B. folgende Aufgaben:
- Lernziele formulieren aus inhaltlicher Sicht
- Kursmaterialien erstellen und publizieren
- Inhaltliche Diskussionen initiieren und moderieren
- Formatives und summatives Assessment planen und durchführen
- Inhaltliche Feedbacks geben und kommentieren
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Didaktische Rolle (Lehrende:r)
Didaktik beschreibt die Art und Weise, wie ein Lernziel erreicht werden soll. Welche Punkte dabei bedacht werden müssen beschreiben die neun W-Fragen der Didaktik (Jank & Meyer (2007, S. 17ff.): Wer lernt was, wann, wie, wo, mit wem, von wem, wozu und womit?
Hier geht es also darum, zu wissen, wer die Zielgruppe ist. Entscheidend sind z. B. die individuellen und übergeordneten Lernziele, die die Lerngruppe mit dem Kurs verfolgt, aber auch das Alter der Lernenden, die Bildungsstufe, der berufliche Erfahrungshintergrund, der Heterogenitätsgrad der Gruppe, Lernort, Mittel oder auch die Aktivitäten, die die Lernenden ausführen, um ihr Lernziel zu erreichen.
Die didaktische Königsdisziplin ist es, Lernen zu ermöglichen und den individuellen Lernprozess zu begleiten.
Mögliche didaktische Aufgaben sind z. B.
- Themenbereiche zu zeitlich (Curriculum) und inhaltlich strukturieren
- Passende Lernmaterialien zu finden, zu erstellen (deckt sich ein Stück weit mit der inhaltlichen Rolle)
- Lernaktivitäten methodisch aufzubereiten
- Gruppenbildung zu begleiten und sicherstellen, dass sie arbeitsfähig sind (Übereinstimmung mit Organisator:in)
- die eigene Rolle als Lehrperson bewusst wahrzunehmen und zu reflektieren
- Lernende bezüglich ihren individuellen Lernzielen zu beraten
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Emotional-motivationale Rolle (Coach)
Dieser Rolle kommt eine ganz besondere Bedeutung zu, denn je besser es gelingt, die Lernenden sozial auf der Beziehungsebene abzuholen, desto motivierter sind sie in der Regel, die Lernaktivitäten anzugehen. Es geht hier nicht um Beratung oder inhaltliche Unterstützung, sondern um ein individuelle, personengerechte Begleitung und emotionale Unterstützung. Der Coach hört zu, beobachtet, nimmt wahr, fragt nach der Befindlichkeit, vor allem dann, wenn sich jemand z. B. wenig oder sogar nie äussert oder auch dann, wenn jemand eine Gruppe dominiert und andere zu verdrängen droht.
Grundlage ist die Selbstdeterminationstheorie, die intirinsische Motivation als von Autonomie, Kompetenz und Verbundenheit definieren (Ryan & Deci, 2000). So ist es entscheidend, dass die Lernenden ihr Lernen auch selbstbestimmt gestalten können (Autonomie), dass sie ihre Kompetenz kontinuierlich aufbauend entwickeln können (Kompetenz) und sich sozial eingebunden fühlen können und die Inahlte für ihr Leben oder für ihr Bildungsziel relevant betrachten (Relatedness).
Die Aufgaben des Coachs sind z. B.
- die sozialen Aspekte in der Lerngruppe zu stärken
- Teilnehmende zu ermutigen
- Verantwortung an die Studierenden abzugeben
- Beiträge der TN wertzuschätzen
- sicherzustellen, dass alle Teilnehmenden Feedback bekommen
- sicherzustellen, dass die Teilnehmenden Fragen stellen und Antworten bekommen können
- die Stimmung in der Gruppe wahrzunehmen und einzugreifen, wenn diese sich zu verschlechtern droht
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Technische Support-Rolle (Supporter:in)
Der technische Support ist eine wichtige Rolle, sie stellt die Basis dar, auf der Lernen online überhaupt möglich wird. Technische Probleme sind zudem normal, wir kennen sie alle. Oft ist diese Rolle gerade zum Kursstart wichtig, damit alle Teilnehmenden ihren Zugang erfolgreich installieren und an individuelle Bedürfnisse anpassen können. Oft sind es technische Probleme, die Inhalte erst sichrtbar, Aktivitäten erst ausführbar machen. Deshalb ist es sinnvoll, dass ein Forum zu technischen Fragen während der ganzen Kursdauer betreut ist, damit die Teilnehmenden Hindernisse jederzeit aus dem Weg räumen können.
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Rollenteilung
Die Rollen können von einer Person eingenommen werden oder von mehreren Personen. So kann beispielsweise eine Person die Expert:innen-Rolle übernehmen und die Fachinhalte präsentieren und Fragen zu den Lerninhalten entgegennehmen, während jemand anderes den Lernprozess unterstützt und moderiert und zusieht, dass die Lernziele klar sind, dass alle zu Wort kommen und Feedback bekommen, dass die Gruppen arbeitsfähig sind. Eine weitere Person könnte sich zudem nur um den technischen Support kümmern und z. B. ein Forum zu technischen Fragen bereuen.
Ressourcen/Links
Bett, K. und Gaiser, B. (2010), E-Moderation (PDF), e-teaching.org. (Zugriff 18.4.23)Salmon, G. (2000): E-Moderating: The Key to Teaching and Learning Online.
Ojstersek, N. (2007). Organisation tutorieller Betreuung beim E-Learning. In C. Eibel, J. Magenheim, S. Schubert, & M. Wessner (Hrsg.), DeLFI 2007: 5. e-Learning Fachtagung Informatik (pp. 67-78). Bonn: Gesellschaft für Informatik.
Kerres, M., Nübel, I. und W. Grabe (2004): Gestaltung der Online-Betreuung für E-Learning. In: Euler, D. & und S. Seufert (Hrsg): E-Learning in Hochschulen und Bildungszentren. Seite. 335-349.
Beitragsbild von der Autorin erstellt mit Dall-e.